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Playstation 2

Colin McRae Rally 3

Details zu Colin McRae Rally 3

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Top-Review

Review von Yeboah17

::: Fazit :::

Sicherlich ist Colin McRae Rally 3 wieder einmal die definitive Rally-Simulations-Referenz. Das liegt aber keineswegs an irgend welchen Änderungen, sondern daran, dass alles so geblieben ist, wie es war. Überzeugende Fahrsimulation, klasse Kursdesign und fordernder Schwierigkeitsgrad. Dem gegenüber stehen die Minuspunkte maue Streckendarstellung, mangelnde Abwechslung sowie der unverständliche Patzer, nur mit dem Ford Focus an der WM teilnehmen zu können. Für Rally-Fans ein Pflichtkauf, zumal die Fahrzeugmodelle Maßstäbe setzen und ich mich immer wieder dabei ertappen konnte, "Pirouetten" in der Außenansicht zu drehen, um die toll nachempfundenen Felgen zu sehen. Alle anderen sollten Probe spielen, denn ein fader Beigeschmack bleibt. Es ist eben nicht die Offenbarung, wie uns im Vorfeld weisgemacht werden sollte, sondern "nur" eine fast perfekte Simulation. Und für ein Spiel zwischendurch auf keinen Fall geeignet...

::: Positiv :::

		nahezu perfekte Simulation
		fantastische Fahrzeugmodelle
		motivierendes Kursdesign
		geniale Driving-Force-Unterstützung
		Dolby Surround ProLogic

::: Negativ :::

		schwache Umgebungsgrafik
		Steuerung nicht frei konfigurierbar
		WM-Teilnahme nur mit dem Ford Focus
		wenig Spielmodi
		extrem lange Ladezeiten

::: Rating :::

Wertung:

83%

Veröffentlicht am 01.04.2003 15:37, dieser Review wurde 192x gelesen.

Exkurs: Konsolen-Geschichte

Mit den technischen Möglichkeiten der 32-Bit-Konsolen wurde ein Genre aus dem Tiefschlaf erweckt: Rennspiele. Schon bei oder kurz nach der Veröffentlichung der PSone wurde klar, dass mittels Polygon-Power ein tolles Geschwindigkeitsgefühl herüber gebracht werden kann - Ridge Racer sowie WipeOut begeisterten die Massen. So kam es nicht von ungefähr, dass es bald Unmengen an Asphalt-Racern und deren Fortsetzungen gab. Nur eine besondere Form des Rennens fehlte der PSone: Rally. Diesen Umstand nahmen die englischen Codemasters zum Anlass, ein Spiel rund um den damaligen britischen Rally-Weltmeister Colin McRae zu basteln. Es sollte eine Simulation mit enormer Detailtreue und hohem Realismus werden - sozusagen der Offroad-Bruder von Gran Turismo. So entstand das überaus erfolgreiche Colin McRae Rally, welches sogar noch einen PSone-Nachfolger spendiert bekam. Nun liegt der dritte Teil vor - erstmals auf PS2; am 25.10.2002 war es in Europa soweit. Laut Codemasters sollten wir die perfekte Rally-Sim bekommen.

Zum Bild oben: wie hier an diesem Ford Puma schon deutlich wird, geizen die Fahrzeuge nicht mit Details. Hinter den sehr detaillierten Felgen sieht man die Bremsscheiben unter Höchstbelastung glühen, während die im Wageninneren arbeitenden Piloten das exakt nachgebildete Rennfahrzeug über den aufwirbelnden Sandboden jagen.

Schaun mer mal...

Schon beim ersten Anblick wird klar: neue Maßstäbe werden optisch nicht unbedingt gesetzt. Die Umgebungsgrafik wirkt recht detailliert, es befinden sich je nach Strecke mehr oder weniger viele Bäume, Gebäude oder Felsformationen am Wegesrand. Im Gegensatz zu den zweidimensionalen (!) Zuschauern wirken diese Objekte gelungen, ohne jedoch Begeisterung auszulösen. Zudem gibt es am Horizont immer noch Pop-Ups zu bestaunen, die den Spielfluss freilich nicht einschränken: die Framerate liegt immer auf konstanten 50 fps.

Zum Bild rechts: ein besonders gutes Gefühl für die Geschwindigkeit sowie die Strecke und ihren Verlauf bekommt man in der Cockpit-Perspektive. Die bei Regen einsetzenden Scheibenwischer leisten ihren Beitrag zum Thema Realismus. Wenn man nun noch seine Playstation2 mit einem Force Feedback-Lenkrad verbindet, wird das Spiel zur knallharten Simulation, die in richtige Arbeit ausartet.

Im krassen Gegensatz zur eher hausbackenen Streckenoptik stehen die Fahrzeugmodelle. Mit noch nie gesehenem Detailreichtum versehen, jagen die komplett zerlegbaren und bis ins kleinste animierten Allrad-Renner über Stock und Stein. Der Realität stehen die Polygon-Pendants von Ford Focus, Mitsubishi Lancer oder auch Subaru Impreza in nichts nach. Seien es glühende Bremsscheiben hinter den haarklein nachgebildeten LM-Felgen oder die Streckenkarte des Copiloten - alles ist enthalten und vortrefflich in Szene gesetzt. Die Insassen werden bei der ruppigen Fahrt kräftig durchgeschüttelt; es klappt beispielsweise die bei einem Rempler lädierte Seitentür bei schneller Kurvenfahrt auf, die Heckscheibe wird bei Baumkontakt rissig oder verabschiedet sich gleich ganz und die vorderen Kotflügel kennen mehrere Beschädigungs-Grade. Wirklich alles lässt sich in mehreren Stufen sehr realistisch demolieren - hier haben Codemasters Wort gehalten und liefern traumhafte Modelle ab.

Crash-Kurs

Dass sich diese Schäden auch auf das Fahrverhalten auswirken, liegt auf der Hand. Kleinere Mängel wie zerborstene Frontscheinwerfer oder Heckleuchten fallen noch nicht so ins Gewicht. Wer aber allzu oft seine Räder durch harte Rempler an Hindernissen malträtiert, der wird sich über einen Links- oder Rechtsdrall seines Autos sowie mangelnde Bodenhaftung "freuen". Prallt man allzu heftig mit der Frontpartie auf, so kann dies zur Folge haben, dass weder Motor noch Getriebe weiterhin das Optimum an Leistung bringen. Da nur am Ende eines Tages repariert werden kann, sollte man gröbere Schäden vermeiden - das kriegen selbst die schnellsten Schrauber nicht rechtzeitig hin. Leichte Blessuren hingegen bessern die Mechaniker zuverlässig aus. Die Distanz der Rallys ist dabei überall gleich: 3 Wertungsprüfungen pro Tag, und das an 2 Tagen. Hinzu kommt zum Abschluss ein 1 gegen 1 - Rennen auf einem Rundkurs. Die Zeiten der 7 Etappen werden addiert und so das Endergebnis für die Tour berechnet.

Zum Bild links:"Beam me up, Schrotty" vermeint der Copilot seinem Chauffeur zuzuraunen, denn das Arbeitsgerät wurde offensichtlich durch mehrfache fahrerische Unzulänglichkeiten auf den Begriff "fahrbarer Untersatz" reduziert. In jedem Fall wird die Akribie der Designer deutlich, die auch weniger wichtige (und hoffentlich seltener sichtbare) Innenteile des Focus maßstabgetreu umgesetzt haben. Beim Start ohne Motorhaube kann man sogar durch Gas geben den Motorblock vibrieren lassen.

Man bereist Länder wie Australien, die USA, Finnland, England, Japan, Griechenland, Spanien und Schweden. Jede Nation weiss Besonderheiten in ihrer Landschaft vorzuweisen. Rast man in USA besonders gern auf Asphalt- und Geröllpisten, so schliddert man in Schweden über vereiste Schneestrecken, die höchste Konzentration erfordern. Auch das Kursdesign präsentiert sich Grund verschieden. Brettert man zum Beispiel in Australien sehr gern über Geraden im Outback und nimmt weite Kurven, so winden sich die Kurse in Japan teilweise in richtig gehenden Haarnadel-Orgien bergauf. Abwechslung wird immer geboten - es ist unmöglich, auch nur eine Sekunde unaufmerksam zu sein. Erst wenn die Ziellinie überquert ist, können die Augen ruhen. Auch den Ohren sollte man keine Pause im Rennen gönnen. Co-Pilot Nicky Grist (oder seine deutsche Synchronstimme) gibt fortdauernd Anweisungen, wann welches Streckendetail als nächstes kommt. Dabei nennt er, wie schon aus dem Vorgänger bekannt, erst die Distanz, dann den Kurvengrad entsprechend dem möglichen Gang und zuletzt eine eventuelle Besonderheit der Kurve. Ein Beispiel gefällig? In 50 Metern kommt eine Abzweigung nach rechts, die relativ eng ist und maximal im dritten Gang durchfahren werden kann. Es liegen Felsbrocken an der Innenseite, außerdem verengt sie sich im späteren Verlauf. Was wir vom Cockpit-Partner hören, ist die Kurzfassung: "50 rechts drei, nicht schneiden, wird enger." Von diesen Kommandos hört man pro Wertungsprüfung ca. 150, so dass man das System schnell verinnerlicht hat und sich ganz auf das Fahren konzentrieren kann.

Zum Bild rechts: Auch in der Außenperspektive ist Colin McRae Rally 3 spielbar. Besonders Anfängern und Leuten, denen eine bessere Übersicht wichtiger ist als puristisch in der Innenansicht um die Kurven zu sliden, werden mit dieser Perspektive Vorlieb nehmen. Außerdem kann man dann umso häufiger das Auto bestaunen, welches sich hier gerade auf leicht fahrbarem Asphalt fort bewegt. Links am Bildrand sieht man die Streckeneinteilung mit den drei Checkpoints (gelb), der gegenwärtigen Position (weißer Pfeil unten) und der aktuellen Fahrzeit; rechts unten machen sich Drehzahlmesser, Geschwindigkeit und momentaner Gang breit.

Vor dem Rennen ist nach dem Rennen

Das Kernstück des Spiels ist natürlich der Karriere-Modus. Hier nimmt man in Person von Colin McRae an der Rally-Weltmeisterschaft teil. Gewinnt man eine Rally oder gar die Meisterschaft, schaltet man Bonus-Fahrzeuge frei, welche dann im Time Trial, der einzigen Alternative zur Career, genutzt werden können. In der WM muss exklusiv mit dem Ford Focus WRC02 angetreten werden.
Vor die Fahrt haben die Codemasters aber noch das Setup gesetzt. Am sogenannten Shakedown-Day wird ein charakteristischer Teil der Strecken des aktuellen Landes zur Testfahrt freigegeben. Hier kann man so oft fahren, wie man nur möchte; abschließend kann man seine Fahrleistung anhand von Telemetrie-Daten (Geschwindigkeit, Drehzahl, Gang) bewerten und mit anderen Probetouren vergleichen. Hat man eine zufriedenstellende Ausrichtung gefunden (Getriebeabstufung, Turbo, Lenkung, Federung und Reifen), geht es an die Startlinie.

Spätestens auf der Strecke bemerkt man dann, worum es bei diesem Titel geht. Nicht etwa heiße Positionskämpfe prägen das Bild, nein, man geht mutterseelenallein ins Rennen. Nur der Copilot steht einem mit fachkundigen Hinweisen zur Seite. Um diese korrekt umzusetzen, bedient man sich der vorbildlichen, aber leider nicht frei konfigurierbaren Steuerung. Die Lenkung reagiert präzise, das Spiel mit Gas- und Bremspedal sowie Handbremse klappt bestens. Dei Fahrzeuge lassen sich mit entsprechender Übung sehr exakt über die Pisten treiben. Dazu gesellt sich die Fahrphysik - die große Stärke von Colin McRae Rally. Auch in der dritten Auflage lassen sich konkurrenzlos realistische Zeitfahrten ablegen.

Vom Überfahren der kleinsten Unebenheit bis hin zum Landewinkel nach einem Sprung - alles wird minutiös simuliert und gibt dem Spieler das Gefühl, in einem echten Boliden zu sitzen. Besonders gelungen sticht die Vermittlung des Fahrbahnbelags hervor. Egal, ob nun Asphalt, Schotter, Matsch oder Eis - man hat immer wirklich den Eindruck, sich über eben jenen Untergrund voranzukämpfen und erlebt damit vor allem in der Cockpit-Perspektive (alternativ stehen Außen- und Motorhaubenansicht zur Auswahl) konkurrenzlos wirklichkeitsnahe Action.

Zum Bild links: Als Abschluss noch einmal die Innenperspektive unter spanischer Sonne. Besonders auf dieser schmalen Teerstraße sollte man sehr gefühlvoll steuern, denn ein Offroad-Ausflug auf den Sand kann sehr viel Zeit kosten und mündet nicht selten in einem Überschlag.

Review-Score 5000

Review bewerten

		mopan am 04.04.2003 00:07 Mehr braucht ich nicht mehr sagen.
		GameGod am 02.04.2003 06:22 Kaum biste wieder da, schon haust Du sowas hier rein. Bitte mehr davon!
		Klees am 02.04.2003 00:30 Hab jetz extra bis nach Mitternacht gewartet, bezüglich des Aprilscherzes im Forum ;) Aber jetz kann ich endlich sagen, dass dieses Review einfach spitze ist. Danke =)
		Jannes am 01.04.2003 23:50 Alles andere als ein Aprilscherz, sondern ein extrem schön präsentiertes Review: Screenshots, Formatierung, Infogehalt und Stil/Sprache - alles absolut top! Steckt bestimmt 'ne Menge Arbeit und Feinschliff drin ... Auf der PSone war ich eher der V-Rally-Fan, da es mir "zu öde" war, allein über die Pisten zu fahren. Aber Dein Review hat Appetit auf das PS2-Colin gemacht - und genau so soll's bei einem Review mit hoher Wertung sein!
		jetsetradio am 01.04.2003 19:37 Ich halte mich mal (ganz ungewohnt) kurz: "sehr gut" und das in allen Belangen. Besonders die Geschichtsstunde mit Opa Yeboah, anfangs des Reviews, finde ich immer sehr witzig. Mehr davon!