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Playstation/ PSOne

Vagrant Story

Details zu Vagrant Story

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Review von Clubmaster

::: Fazit :::

Selten habe ich einen Titel gesehen, der so stimmig und von vorne bis hinten nahezu perfekt durchdesigned wurde. Squares Elitecoder haben hier ein Meisterwerk abgeliefert, dass plattformübergreifend sicherlich im Rückblick irgendwann zu den besten Spielen überhaupt gezählt werden könnte. Die einzige Voraussetzung, die der Spieler mitbringen muß ist etwas Geduld, denn der Werte- und Menüdschungel lichtet sich für Anfänger nur langsam; dann allerdings wird man reich belohnt. Die einzigen Minuspunkte beschränken sich ärgerlicherweise ausschließlich auf die deutsche PAL-Version, denn während die amerikanische Fassung mustergültig übersetzt wurde und schon fast literarische Qualität erreicht, ist die deutsche Lokalisation wohl sehr übereilt geschehen. Massig grobe Rechtschreib- und Grammatikfehler trüben das Bild; da ist an stilistische Meisterleistungen erst recht nicht zu denken. Dazu kommen mal wieder massive PAL-Balken, was ob der Grafikpracht schlicht eine Frechheit ist. Dem überragenden Gesamteindruck kann das alles jedoch kaum etwas anhaben und somit ist „Vagrant Story“ ein absoluter Pflichtkauf für jeden qualitätsbewußten Zocker! Das es nicht ganz zur Referenzklasse reicht, liegt an steilen Lernkurve, die es Anfängern oder ungeduldigen Naturen nicht eben leicht maht, den Einstieg zu finden.

::: Positiv :::

		beste Echtzeit-Grafik auf der PSX
		anspruchsvolle Storyline
		dichte Atmosphäre
		komplexes und actiongeladenes Kampfsyste
		harte (aber faire) Bosse

::: Negativ :::

		PAL-Balken
		Schwache Übersetzung

::: Rating :::

Wertung:

89%

Veröffentlicht am 23.04.2002 16:56, dieser Review wurde 390x gelesen.

Was wäre die Playstation heute ohne die Softwarezauberer aus dem Hause Square? In Zeiten von PS2, XBox, Gamecube und Dreamcast gäbe es eigentlich nicht mehr viel Anlaß, sich von der schon sehr betagten Playstation begeistern lassen zu können, wenn Square nicht einen Hammer nach dem anderen auf die Menschheit loslassen würden. Während andere Entwickler mitunter Jahre für ein letztlich durchwachsenes Spiel brauchen, schaffen es Square irgendwie in sehr kurzen Zeitabständen den frohlockenden Gamer mit Perlen sondergleichen zu beglücken.

Ich könnte es mir eigentlich einfach machen und nur sagen, dass das verantwortliche Team hinter Vagrant Story auch für Squares Magnum Opus „Final Fantasy Tactics“ federführend war, und hätte damit für die Importfreaks eigentlich schon alles gesagt. Da viele von diesem Spiel aber vielleicht noch nie etwas gehört haben (aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist dieser Meilenstein der Konsolengeschichte nie in unseren Breitengraden erschienen), muß ich wohl von vorne anfangen. Was Final Fantasy Tactics so einzigartig machte, war neben dem unglaublich komplexen und interessanten Job- und Kampfsystem die ausgeklügelte Story, das phantastische Charakterdesign und die bis ins kleinste Detail stimmige Gesamtpräsentation. Alle diese Tugenden wurden nun mit Vagrant Story brillant ins Genre des Action-RPGs transferiert und herausgekommen ist eines der vielleicht besten Spiele der PSX-Geschichte.

Der Spieler übernimmt die Rolle von Ashley Riot, Mitglied einer geheimen Elitetruppe, den „Riskbreakern“. Diese verschwiegene Gemeinschaft besteht nur aus den Besten der Besten und wird von einer mächtigen politischen Organisation für gefährliche und verzwickte Himmelfahrtskommandos eingesetzt. Allein auf sich gestellt, übernehmen diese Haudegen Aufträge von denen niemand weiß, ob sie je daraus zurückkehren werden. Eines Nachts wird Ashley auf die Burg des Herzogs geschickt, um eine Besetzung und Geiselnahme zu vereiteln, die dort gerade stattfindet. Es stellt sich heraus, dass diese Burg von einem religiösen Kult unter der Leitung des charismatischen Führers Sydney Losstarot besetzt gehalten wird; anscheinend um etwas bestimmtes zu suchen. Die Begegnung Sydneys und Ashleys zeigt nicht nur, dass ersterer anscheinend über übermenschliche Kräfte verfügt, sondern auch, dass hier noch sehr viel geheimnisvollere Dinge am Werke sind. Um diesen Geheimnissen auf den Grund zu gehen, macht sich Ashley an die Verfolgung des dämonischen Bösewichts, mitten hinein ins Herz der Finsternis: der verfluchten Stadt Le Monde... . Das ist nur der Anfang einer fantastischen Story, in der nichts so ist, wie es zu sein scheint und die so manche Überraschung zu bieten hat. Nicht nur, dass viele konkurrierende Gruppen Interesse an Le Monde und seinen Geheimnissen zeigen; auch Ashley muß sich seiner eigenen Vergangenheit stellen um am Ende das Geheimnis um Sydney und die Stadt Le Monde lüften zu können. Wer die Story von Final Fantasy Tactics kennt, hat bereits einen guten Vorgeschmack auf den Stil der Erzählung. Dunkle, „erwachsene“ Töne herrschen hier vor und die Protagonisten befinden sich mitten in einem Strudel von politischen und mystischen Ereignissen, die ihr Leben für immer verändern werden. Spannung bis zum Schluß ist garantiert.

Erzählt wird das Ganze in atemberaubenden (In-Game) Zwischensequenzen, die in ihrer Qualität und filmischen Ausgefeiltheit mindestens genauso fesselnd in Szene gesetzt wurden wie Solid Snakes Abenteuer in „Metal Gear Solid“. Ausdrucksstarke Animationen, effektvolle Kamerafahrten und dramatische Motion-Blur Effekte bestimmen das Bild und lassen den Betrachter direkt mit der Geschichte verschmelzen. Die Grafikengine selbst hätte man noch vor 1-2 Jahren auf der Playstation nicht für möglich gehalten. Ob düstere Dungeons, gewaltige Kathedralen oder schummrige Gassen mit weinbewachsenen Mauern: „Vagrant Story“ bietet schlicht die beste Echtzeitengine auf PSX bis heute. Dazu kommt noch eine Musik, die oscar-reif ist und ein sehr subtiles Sounddesign. In den verlassenen Straßen von Le Monde gibt’s z.B. nur den leise heulenden Wind und ein bißchen Vogelgezwitscher, was zusammen eine unheimliche Soundkulisse schafft. In den Dungeons heulen und gackern die Kreaturen der Nacht ziemlich angsteinflößend, während es Orte gibt, wo einem ein gespenstisch irres Lachen aus der Ferne das Blut in den Adern gefrieren läßt: Atmosphäre satt!

Aber um was geht es hier nun eigentlich auf der spielerischen Seite? Nüchtern betrachtet ist Vagrant Story ein klassischer „Dungeoncrawler“, d.h. die meiste Zeit des Spiels verbringt man mit dem Erforschen der Dungeons, dem Lösen kleinerer Rätsel und vor allen Dingen mit dem Schlachten ganzer Monsterhorden und gewaltiger Bosse. Zwischen den Dungeons gibt es meistens die oben beschriebenen Storysequenzen zu sehen, welche die einzelnen Locations logisch verknüpfen. Das heißt allerdings nicht, das man sklavisch einer Richtung folgen muß. Im Prinzip ist jeder Abschnitt zu jederzeit zugänglich und kann wieder besucht werden. „Vagrant Story“ allerdings schlicht als „Dungeoncrawler“ zu bezeichnen, wäre allerdings ähnlich passend wie einen Ferrari als „Fortbewegungsmittel“ zu titulieren, denn die Ausführung trennt hier die Spreu vom Weizen. Für das Kampfsystem haben sich die Designer für ein „Quasi-Echtzeit“-System, ähnlich dem des hauseigenen „Parasite Eve“ entschieden. Das heißt, dass jede Waffe eine bestimmte Reichweite hat, die als Drahtgittermodel erscheint, sobald der Actionbutton gedrückt wird. Innerhalb dieser Reichweite kann nun mit diversen Waffen wie Streitaxt, Langschwert oder Armbrust zugeschlagen werden. Bis zu dem Zeitpunkt in dem der Spieler den Actionbutton drückt läuft alles in Echtzeit ab, ab da wird jedoch pausiert und man kann in Ruhe seine Aktionen planen. Das ist auch bitter nötig, denn nicht jeder Gegner reagiert gleich empfindlich auf die jeweilige Waffe.

Das Ausbauen und Verbessern der Waffen ist somit einer der wichtigsten Faktoren um in den Dungeons zu überleben. In speziellen Schmieden ist es nämlich möglich, die unterwegs gefundenen Waffen zu kombinieren und so immer stärkere Mordwerkzeuge zu schmieden. Diese gewinnen in den Kämpfen an Erfahrung und werden mit der Zeit (und der richtigen Planung) immer wirksamer gegen unterschiedliche Monstertypen. Im Kampf kann Ashley mit der Zeit immer mehr „Chain-Abillitys“ dazulernen, die in der Ausführung gutes Timing verlangen, da man zum triggern derselben immer zum richtigen Zeitpunkt einen bestimmten Button drücken muß. Geübte Spiele können so einen Gegner mit Schlägen eindecken, bis der nicht mehr weiß, wo oben und unten ist (gerüchteweise liegt der Rekord bei 100 Chains in einem Kampf...). Allerdings haben diese Chain Combos auch zur Folge, dass der eigene „Risk“-wert rapide steigt. Je höher dieser Wert, desto ungenauer werden die Schläge und die Chance daneben zu treffen steigen ständig. Dieses Feature bringt sehr viel Taktik ins Spiel, da man diesen Wert immer genauestens im Auge behalten sollte, da man sonst nur noch daneben schlägt. Man muß also die richtige Balance zwischen brachialen Attacken und Treffgenauigkeit finden. Desweiteren stehen noch diverse Magien und durchschlagende Spezialattacken zur Verfügung. So komplex das alles ist, so intuitiv ist es in der Ausführung, hat man den Dreh erstmal ‘raus. Das Kennenlernen der vielen Charakterwerte ist zunächst ein bißchen unübersichtlich, geht einem mit der Zeit allerdings in Fleisch und Blut über, da man ohne genaues Analysieren der Bosse und der Wahl der richtigen Angriffsmethoden nicht den Hauch einer Chance hat. Anfänger könnten anfangs ein wenig eingeschüchtert sein, die Mühe lohnt sich allerdings wie bei kaum einem anderen Spiel.

Review-Score 2870

Review bewerten

		Eccoman am 15.03.2003 23:02 Es fehlen Bilder (ab im April 2002 war das wohl nicht wichtig), das Spiel wurde zu hoch bewertet und im - Kasten fehlen meiner Meinung nach einige Aspekte. Trotzdem insgesamt gut.
		DAGOBERT am 09.05.2002 00:49 Buha...das seh´ich ja jetzt erst! Superknapp am "-" vorbei, du blendest einfach alle (dir bekannten) engine und Menüschlampereien aus und verteilst eine Fanboywertung par excellence.
		Jannes am 03.05.2002 17:44 Ein sehr ausführliches Review, dass die Vorzüge des Action-Adventures deutlich herausarbeitet. Schade, das Bilder zum Unterstreichen der Top-Grafik fehlen. Ich würde vielleicht noch folgendes ergänzen: Eine kampfentscheidende Chain-Ability ("Lockvogel") der JAP-Version wurde entschärft, so dass der PAL-Spieler nun mehr Mühe im Gefecht hat. Zudem hat man nach dem ersten Durchspielen erst ca. 75% des Spiels gesehen - Weitere Abschnitte öffnen sich erst ab dem zweiten Durchgang. Zudem gibt es ein Ranking-System für IMO 32 Ehrentitel. Am Spiel selbst hat mir einst das zeitraubende Schmiede- und Waffen-Verbesserungs-System etwas missfallen. Einerseits genial und unglaublich komplex, andererseits hierdurch fast eine Wissenschaft für sich ...
		Lagi am 03.05.2002 10:46 Umfassendes & gut geschriebenes Review, dem man Deine Begeisterung für das Spiel anmerkt; allerdings lassen sich bei VS auch außerhalb der PAL-Anpassung einige Schwächen finden, die hier meiner Meinung nach unter den Teppich gekehrt werden. Siehe auch Random_Hs Bewertung.
		Random_H am 27.04.2002 20:01 Naja, das Review ist gut geschrieben, allerdings ist das "Vor-jedem-Kampf-die-Waffe-wechseln" keinesfalls Spielflussfördernd. Ausserdem kann es passieren, dass man beim Waffenhochzüchten in einer Sackgasse landet. Präsentationstechnisch und atmossphärisch sowie in allen technischen Belangen weiss das Game allerdings fast alle Genrekonkurrenten in ihre Schranken zu verweisen.