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Megadrive
Snatcher
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Review von Chaz Ashley
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Ich hätte nie gedacht dass ich nach Chrono Trigger jemals wieder ein Spiel in den Händen halten würde, welches die Perfektion in Reinkultur ist. Das Cyberpunk-Adventure Snatcher hat neben Hideo Kojimas bester Storyline eine großartige Präsentation spendiert bekommen und fesselt wie kaum ein anderes Videogame vor der Konsole. Die Spieldauer mag mit knapp 2 durchgespielten Nachmittagen zwar etwas kurz sein und die oft unnötig verkomplizierten Menüabläufe fallen hin und wieder etwas frustig aus, aber dennoch ist und bleibt Snatcher ein einzigartiges Erlebnis dass sich niemand entgehen lassen sollte. Achja, und noch eine kleine Nachricht an Herrn Kojima: Das Angebot steht noch, meinen Erstgeborenen für eine englische Version von Nachfolger Policenauts! |
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Eine der besten Storylines ever |
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Wunderbar stimmige Präsentation |
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Toller Soundtrack & Main Theme |
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Lokalisation auf Referenz-Niveau |
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Sehr kurze Spieldauer |
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Verkomplizierte Menügänge |
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Veröffentlicht am 15.02.2006 18:16, dieser Review wurde 1388x gelesen.
Seine Waffe im Anschlag gezückt tastet sich Gillian Seed vorsichtig durch den Schutt und die Abfälle des verlassenen Fabrikgebäudes. Den ersten Arbeitstag als frischgebackenes Mitglied der JUNKER-Spezialeinheit hatte er sich eigentlich ganz anders vorgestellt: Anstatt sich in Ruhe mit seiner neuen Umgebung vertraut zu machen führt ihn ein Notruf seines Kollegen Jean Jaques Gibson gleich auf seinen ersten Außeneinsatz. In der Fabrik sollen Snatcher ihr Unwesen treiben, von Menschen kaum zu unterscheidende Roboter, die ihre Opfer umbringen um dann ihren Platz einzunehmen. Auch wenn Gillians Suche nach den Snatchern bisher ergebnislos verlief beschleicht ihn eine böse Vorahnung, denn trotz der Stille, die nur sporadisch von dem Fiepsen der Ratten unterbrochen wird, liegt eine düstere Atmosphäre in der Luft. Als Gillian dann noch die zerstörten Überreste von Jeans Analyse-Roboter findet ist ihm klar, dass er nun schnell handeln muss. Entschlossen wagt er sich tiefer in die Fabrik, bis er endlich in der Ferne einen menschlichen Körper erspähen kann. Achtsam nähert sich Gillian dem Körper, Schritt für Schritt, und als er direkt vor ihm steht bietet sich Gillian ein Anblick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt ...
Dank des Screenshots von Gibsons verstümmelten Körper ist Snatcher so ziemlich jedem Spieler der in den 90'ern aktiv immer noch ein Begriff, eine so unerwartet heftige und detaillierte Darstellung von Splatter war seinerzeit in einem Videogame noch ein komplettes Novum. Das Spiel selber hingegen war aber zum damaligen Zeitpunkt schon nicht mehr das Neueste, denn ursprünglich erschien Snatcher gegen Ende der 80'er Jahre auf den japanischen MSX-Computern und wurde von niemand anderem als Metal Gear Solid-Macher Hideo Kojima kreiert. Damals ein ordentlicher Erfolg gewesen, folgte einige Jahre später ein aufgebrezeltes CD-Remake für die PC-Engine, welches dann die Grundlage für die hier besprochene Mega CD-Fassung lieferte. Exklusiv für den westlichen Markt konzipiert bot die Mega CD-Variante einige inhaltliche Änderungen und Updates gegenüber der PC Engine-Vorlage und wurde von Jeremy Blaustein, der später eines der besten Lokalisations Teams der USA gründete, hervorragend ins Englische übersetzt und kompetent vertont. Technisch mag das Mega CD damals die richtige Wahl für einen Port gewesen sein, wegen der geringen Verbreitung der Hardware floppte Snatcher aber dermaßen dass nur wenige Exemplare ausgeliefert wurden und dementsprend auch nur wenige Leute selber Hand ans Spiel legen konnten, und dieses Schicksal hat das beste Adventure der Konsolengeschichte nun bei weitem nicht verdient. Widmen wir uns aber mal dem Spiel selber.
Wie schon angedeutet ist Snatcher im Grunde genommen ein richtig klassisches Grafik-Adventure, welches hauptsächlich mit statischer 2D-Grafik arbeitet und bei dem Locations in jeweils mehrere Bildschirme unterteilt sind. Im Gegensatz zum mittlerweile üblichen "Point & Click" der Lucasarts-Adventures verwendet Snatcher dabei keinerlei Maussteurung sondern begnügt sich mit einer Art Parser, der Gillian durch eine Handvoll Textbefehle mit seiner Umwelt interagieren lässt. Da der Ablauf von Snatcher in eine sehr enge Struktur gepresst ist entfällt sinnloses Umherwandern nach Art der alten Computer-Vorlagen zum größten Teil, meist besteht eure Aufgabe darin mit ein wenig Hirnschmalz den nächsten Storypunkt zu triggern und der spannenden Geschichte zu folgen. Damit es für Action-Liebhaber nicht zu langweilig wird haben die Entwickler zusätzlich noch einen kleinen Shooter-Part ins Spiel eingebaut, bei dem ihr per Joypad oder Lightgun heranstürmenden Snatchern den Gar ausmacht. Die Gun-Sequenzen werden glücklicherweise nicht per Zufall ausgelöst, sie sind fest in der Story verankert und mit etwas Übung auch vom größten Gameplay-Versager zu meistern.
Um euch den JUNKER-Alltag zu erleichtern bekommt Gillian wie schon Kollege Jean einen eigenen Roboter zur Seite gestellt. Das fröhlich drauf losplappernde Kerlchen hört auf den Namen "Metal Gear" und dient nicht nur zur Analyse von Beweismitteln oder als mobiles Videophon und Speicherstation, Metal ist quasi euer Partner und unterstützt euch in bester Buddy Cop-Manier mit mehr oder weniger hilfreichen Ratschlägen. Trotz der einheitlichen Befehlseingabe haben es die Entwickler geschafft einen sehr abwechslungreichen Spielablauf auf die Beine zu stellen und mit (bis auf eine Ausnahme) durchweg schlüssigen Rätseln auszustatten, so dass Langeweile eigentlich garnicht erst aufkommen kann. Leider ist hier und da mit Absicht etwas Leerlauf ins Spiel eingebaut worden, bei dem sich die Storytrigger durch unnötig verschachtelte Befehlsabläufe verzögern und damit die Spieldauer gestreckt wird. Wenn ich beispielsweise vor einem Haus stehe möchte ich am liebsten gleich an die Tür klopfen und nicht wie im Spiel vorgeschrieben erst mindestens ein halbes Dutzend mal die Umgebung anschauen und die Katze des Nachbarn aus den Büschen treiben, bevor mir der entsprechende Befehl überhaupt angeboten wird. Dieser Umstand ist das größte Manko an Snatcher, lässt sich aber in Hinblick auf die eh recht kurze Spielezeit und die oft dadurch zusätzlich aufgebaute Atmosphäre verschmerzen.
Von der technischen Seite aus ist Snatcher ein Volltreffer geworden. Auch wenn das Spiel wie gesagt größtenteils aus statischen 2D-Backdrops besteht, haben es sich die Grafiker nicht nehmen lassen eine wirklich detaillierte Anime-Optik im Verbund vielen kleinen Animationen hier und da einzubauen, so dass das Ganze wie ein spielbarer Manga rüberkommt. Besonders stechen die oft minutenlangen Zwischensequenzen hervor, in denen teils bildschirmgroße, von Hand gezeichnete Charaktere auftreten und mit flüssigen Bewegungen ihrer Tätigkeit nachgehen. Ich liebe den Look der Movies bei den ersten Multimedia-Konsolen, da er stilistisch komplett im Einklang mit dem Rest der Optik steht und sich wohltuend von mittlerweile vorherrschenden Anime- und Rendermatsch abhebt. Musikalisch ist Snatcher ebenfalls sehr gelungen, der Soundtrack stammt von Konamis' Kukeiha Club, die sich später u.a. mit Suikoden ein Denkmal gesetzt haben und passt zum Spielgeschehen wie die Faust auf Auge. Besonders das Main Theme "One Night in Neo Kobe City" ist ein Ohrwurm und begeistert mit tollen Saxophon-Einlagen. Leider wird der Großteil der Titel nicht direkt von CD abgespielt sondern aus technischen Gründen vom Mega Drive-Soundchip übernommen, so dass die Backgroundmusiken qualitativ nicht mit den eingespielten Stücken mithalten können, aber der mechanische Klang passt an sich recht gut zum Setting des Spieles.
Das wahre Highlight und der wirkliche Grund warum jeder mindestens einmal Snatcher durchgespielt haben sollte ist aber die Storyline. Hideo Kojimas Neigung zum ausladenden Storytelling ist spätestens seit den Metal Gears bekannt und Snatcher war sein erster großer Anlauf, Videospiele und Kinofilme miteinander zu verschmelzen. Sehr stark von Cyberpunk-Klassikern wie Blade Runner und Terminator inspiriert erzählt Snatcher eine dichte und unglaublich atmosphärisch inszenierte Geschichte, die im Gegensatz zu Kojimas späteren Werken dazu noch ohne überflüssigen Psychologie-Schnick Schnack auskommt und erstaunlich schlüssig aufgelöst wird. Die Wendungen sind überraschend und dennoch logisch aufgebaut, so dass sich am Ende rückblickend viele neue Erkenntnisse ziehen lassen und nur wenig Fragen offen bleiben. Unterstützt wird die Story von der erstklassigen Lokalisation, die mit fehlerfreien Texten, vielen kleinen Gags und Anspielungen und vor allem lippensynchroner Dialoge mit passend besetzten Sprechern aufwartet.
Snatcher ist eines der wenigen Beispiele wo so ziemlich jeder Bereich, von Technik über Story bishin zur Sprachausgabe, die Genre-Referenz darstellt und sich alles zu einem einzigartigen Spiele-Erlebnis verbindet. Ähnlich wie beispielsweise Chrono Trigger bekommt Snatcher dadurch eine zeitlose Qualität verliehen und verkraftet locker mehrere Konsolengenerationen und Durchläufe, ohne an Faszination zu verlieren. Ich zocke es immer noch beinahe jährlich durch und bin begeistert wie beim ersten Mal. Die einzigen Mankos hängen wie erwähnt mit der wirklich arg geringen Spieldauer und den oft unnötig versteckten Triggern zum Fortfahren der Geschichte zusammen, die das Spiel objektiv betrachtet aus den 90'er-Rängen herausfallen lassen, aber in meinen Augen wird es so schnell kein Spiel geben, was je an die Coolness von Snatcher heranreichen kann. Die Mega CD-Version ist übrigens trotz einer Handvoll gekürzter sexueller Anspielungen die kompletteste und beste Fassung des Spieles, da die später veröffentlichten PSOne- und Saturn-Versionen eher durch Selbstzensur und misslungene Renderexperimente aufallen als denn durch sinnvolle Updates. Wer vor den hohen Gebrauchtpreisen nicht zurückschreckt kann sich übrigens den Kauf der Original-Hardware ersparen, da Snatcher problemlos mit den Emulatoren an PC oder XBox zusammenarbeitet.
Review-Score 4844
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e.conker am 26.02.2006 13:47
ich habe das spiel mal vor ewigen zeiten kurz angespielt und wurde von ihm regelrecht aufgesogen. eben jenes gefühl kommt mir einen tick zu schwach rüber, von d.h ein "starkes" +. an der fülle von ++ sollte sich das aber ausgleichen, alles andere wäre dann doch zu ungerecht!
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OmniBrain am 19.02.2006 15:50
Snatcher interessiert mich schon länger, aber ich habs bislang einfach noch nicht gebacken bekommen, ein Mega Drive mit Mega CD zu kaufen... Das Review informiert hervorragend und ist schön geschrieben - absolut nix zu meckern.
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Sonic am 19.02.2006 13:03
Ich gestehe: Ich kenne Snatcher nicht, obwohl ich die passende Konsole besitze. Aber jetzt bin ich sehr interessiert. Das wolltest du hoffentlich auch erreichen. :)
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AuLbAtH am 16.02.2006 09:22
Snatcher = NUR GEIL! Review bringt das auch gut rüber!
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Eccoman am 15.02.2006 22:58
Hast du irgendwie eine Screenshot-Sperre bekommen oder so? :) Mit etwas Fummelei kriegt man in den Text doch locker 5 Pics rein (ja, die Castlevania-Formatierungs-Wurst war von mir =)). Zudem könntest du ein paar Nebensätze ruhig mit Kommas abtrennen, allen voran, wenn "dass" folgt.
Aber genug gemeckert: Ansonsten sehr schön ge- und beschrieben, so dass am Ende eigentlich keine Fragen offen bleiben und letztlich kauf ich dir sogar die zunächst skeptisch betrachteten 86% ab. Glattes ++.
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::: Wertungsrichtlinien ::: |
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91% - 100%Referenz
81% - 90%Spitzenklasse
71% - 80%sehr gut
61% - 70%gut
51% - 60%durchschnittlich
41% - 50%unterdurchschnittlich
31% - 40%schlecht
21% - 30%sehr schlecht
11% - 20%miserabel
1% - 10%Aaargh
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::: Reviews in Arbeit ::: |
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::: Frisch überarbeitet ::: |
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