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Amped 2

Details zu Amped 2

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Top-Review

Review von jetsetradio

::: Fazit :::

Vergleicht man Amped 2 mit SSX 3, so ist EA´s Sprössling die heiße Blondine, die allerdings auch 1 und 1 zusammenzählen kann. Amped 2 ist dagegen die schüchterne Brünette, die mit inneren Werten überzeugen will, aber etwas versteckt das ein oder andere Geheimnis in sich hütet. Bevor das Niveau jetzt unterschritten wird, sei gesagt: Amped 2 rockt!

Besonders faszinierend ist, wie sehr dieses Spiel motiviert. Auch wenn ich mal zwei bis drei Stunden nicht weiterkam und am Rande des Wahnsinns war, zockte ich immer und immer weiter. Dank durchdachtem, knallharten Tricksystem, abwechslungsreichen Aufgaben, vielen Freiheiten, schön designten Pisten, flüssiger Grafik und eigenem Soundtrack. Chillen wenn man Lust zu hat, motiviert bei der Sache sein, wenn´s drauf ankommt!

Die wenigen Schwächen verzeihe ich gerne, Amped 2 setzt in Sachen Snowboardsims erneut Maßstäbe. Da SSX 3 bei Grafik, Sound, Trick-Combo-System und Careermode allerdings einen größeren Schritt nach vorne machte, kann sich keiner der beiden so richtig absetzen. Ich mach derweil mit beiden rum... aber nicht weitersagen.

::: Positiv :::

		ein Motivationsmonster sondergleichen
		ausgefeiltes, forderndes Tricksystem
		Career = größer & abwechslungsreicher
		flüssige Grafik mit tollen Animationen
		Rip-Feature rettet...

::: Negativ :::

		...die unmotivierte Soundkulisse
		Abhänge zwar gut designt, aber leblos
		Buttonlayout nicht konfigurierbar

::: Rating :::

Wertung:

81%

Erstveröffentlichung am 02.12.2003 18:57, Update am 15.03.2005 13:09. Dieser Review wurde 1013x gelesen.

Videospiele und Realismus. Ein Thema das spätestens seit 32-Bit-Zeiten Diskussionstoff für dutzende Forenthreads bietet. Obwohl einige Spiele schon unglaublich nahe an die Realität rankommen, werden andere dies wohl nie. Man denke zum Beispiel an das Trendsportgenre: welches Schwein interessiert sich schon für eine knallharte Skateboard- oder Snowboardsimulation? Microsoft´s Xbox-Launchtitel Amped spielte Revoluzzer und schlug gnadenlos in die Simkerbe. Videospiele und Realismus. Auch in Amped 2 ein Thema?!

Ich erwartete mir von Amped 2 eigentlich eine gnadenlos konsequente Fortsetzung, ein Update des gelungenen ersten Teils. Nicht lange im Booklet blättern. Das -verständlich aufgezogene- Tutorial ignorieren. Einfach direkt auf die Piste und drauflos brettern. Zwei grundlegende Sachen haben sich allerdings geändert. Zum einen ist das Buttonlayout nicht mehr konfigurierbar, was bedeutet, dass man Grabs mit dem rechten Analogstick ausführt. Das ist gewöhnunsbedürftig und kann nach intensivem Zocken dezente Daumenschmerzen verursachen, funktioniert aber tadellos. Trotz allem hätte ich mir die Möglichkeit gewünscht die Grabs per X / B auszuführen, war im Prequel schließlich auch so. Zweite Veränderung ist das Handling der Boarder. Dies geschieht jetzt um einiges sensibler und dadurch schwerer beherrschbar. Auch hier gilt: wer den Vorgänger nicht kennt, muss sich nicht umgewöhnen. Schlecht ist das Handling nicht, im Gegenteil! Es ist sogar sehr exakt.

Style over Substance? Hell no! Style AND Substance!

Abgesehen davon blieb so ziemlich alles beim Alten. Weiterhin dreht sich Tony-Hawk-like alles um Punkte, Tricks und Combos - Rennen sucht man vergebens. Größte Neuerung am Tricksystem ist der sogenannte Butterslide, vielen vielleicht besser unter dem Namen "Manual" bekannt. Der ist zwar schwer auszubalancieren, hilft aber auch dabei Flips, Spins oder Grinds zu verbinden. Oberflächlich betrachtet ist das Tricksystem recht oldschoolig und wenig innovativ, genauer betrachtet ist es allerdings verdammt fordernd und dank einiger Finessen recht frisch. Im Spiel wird angepriesen, dass man entweder durch Combos oder durch "Style" an Frauen und Boots kommt. Doch wer will schon Boots? Führt man stylische Flips / Spins (Analogstick nicht ganz durchdrücken, sehr knifflig) aus oder tweakt man seine Grabs (L+R) erhält man ein "Krass" und wird mit mehr Punkten belohnt. Ein gewitzter Einfall.

Einsteiger werden besonders anfangs in Frust ertrinken, denn Amped 2 bestraft den kleinsten Fehler erbarmungslos. Die Physik kommt von allen Trendsportspielen am nähesten an die Realität ran. Sprünge müssen genau getimt sein, Rails exakt anvisiert und Landungen korrekt vollzogen werden. Landet man auf einer Erhöhung, kann man sicher sein, dass man sich kurz danach mit der Nase im Schnee wiederfindet. Dazu gibt´s bei schlechten oder wackeligen Landungen Punkteabzug. Landet man auf Schotter oder Steinen bekommt man ebenfalls Punkteabzug. Zeigt man ständig die selben Tricks bekommt man was? Exakt, Punkteabzug. Ja, das Leben als Profi kann knallhart sein. Zudem ist der Speed im Vergleich zur Konkurrenz sehr gemählich, das Trickrepertoire beschränkt sich auf gewöhnliche Grabs, Spins und Flips.

Im Vorgänger schon mehr als überzeugend, ist der Karrieremodus in allen Belangen verbessert worden. Es geht weiterhin darum sich von gaaanz unten bis nach gaaanz oben zu arbeiten. Kennern fällt sofort auf, dass der Editor nun eine größere Auswahl an Boards, Boots und Bekleidungen bietet. Leider ist er noch immer nicht vollwertig, sodass man weder Größe, noch Gewicht und schon gar nicht Gesichtszüge bestimmen kann. Startete man im ersten Teil noch von Platz 128, findet man sich dieses Jahr auf der 250 wieder. Pro bestandener Aufgabe macht man einen Platz gut, bei besonders wichtigen sogar zwei. Die Hauptaufgabe besteht weiterhin darin jeweils drei Medien- und drei Highscores pro Piste zu knacken. Für den Medienscore zählen nur die Punkte die direkt vor der Fotografenlinse ausgeführt werden, beim Highscore wird alles zusammengerechnet. Hinzu kommen die aus dem Vorgänger bekannten Pro- und Sponsoren-Challenges. Im ersteren sollte man punkteträchtigere Tricks als der gegnerische Fahrer zeigen, zur Belohnung lernt man von diesem einen neuen Trick. Bei zweiterem müssen die Vorlieben des Sponsors befriedigt werden. Dieser kann auf Railslides, hohe Airs, Combos oder auch auf Off-Axis-Tricks (Verbindung von Spin und Flip) stehen. Die Präferenzen sind da ganz unterschiedlich.

Neu und sehr geil (weil realistisch) sind die Foto-Shootings, in denen man durch Ringe springt und dabei eine vorgegebene Punktemarke knackt. Die Sidequests (Schneemänner umfahren, Gaps finden, bestimmte Tricks ausführen) sind teils neu, teils altbekannt. Völlig innovativ und bisher noch ungesehen im Genre ist das Snowskaten. Einige Aufgaben darf man nämlich nur so angehen. Snowboarden + Skateboarden = Snowskate?. Gut kombiniert! Hier düst man mit einem Skateboard den Berg runter. Die Engine bleibt dabei mehr oder minder die gleiche, nur das Moverepertoire ändert sich dezent. So ist es z.b. möglich einen Kickflip auszuführen. Sehr nette Neuerung, wenn auch keine Tony-Hawk-Killer. Zweite nette Neuerung sind die Events, bei denen man zusammen mit sieben KI-Fahrern den Berg runterbrettert und nebenbei die meisten Punkte machen soll. Das Ganze geht über drei Durchgänge und ist eine willkommene Auflockerung, vorallem da man dank Zeitlimit mal unter Druck steht. Irgendwelche Rennen gibt es weiterhin keine, auch nicht weiter schlimm.

Für die richtig eingefleischten Boarder gibt´s zig bekannte Marken, Sponsoren, Profis, Videos und Dokus zu erspielen. Einige der zehn Pisten (z.b. Neuseeland) sind sogar originalgetreu nachgebaut, die restlichen wurden von irgendeinem Snowboardfuzzi designt. Also sehr realistisch, dafür auch sehr durchdacht und -im Rahmen- sehr abwechslungsreich (große Rampen, kleine Rampen, zig Obstacles und Rails in mannigfaltigen Variationen). Es lassen sich wirklich schöne, satt variable Lines ziehen.

Also, lasset mich zusammenfassen: Highscore-, Medien-, Pro-, Sponsoren- und Event-Challenges, dazu noch das witzige Snowskate, das Foto-Shooting, zig Sidequests und zehn Pisten mit unterschiedlichen Startpunkten. DAS sollte reichen... nein? Dann warten für die absoluten Profis immer noch ganz spezielle, verdammt hart zu bewältigende, verdammt hart freispielbare und verdammt frustrierende Challenges. Mehr wird nicht verraten.

The small Ridge between Rage and Joy

Wirklich schön was Microsoft da alles in den Karrieremodus reingepackt hat. Es gibt ständig was zu tun, man kann sich ständig in irgendeine Aufgabe hineinbeißen. Und wenn man mal scheitert, macht man woanders weiter. Was Amped 2 ausmacht, was Amped 2 über den Großteil der Konkurrenz hebt, ist die enorme Motivation. Mir ist es schon zig mal passiert, dass ich mich ein bis zwei -wenn nicht drei- Stunden in eine, in eine einzige Aufgabe verbissen habe. Ja, Amped 2 ist besonders im späteren Spielverlauf verdammt hart. Es ist ein Trendsportspiel für Perfektionisten. Es ist ein Spiel, dass den grundlegenden Gedanken von Videospielen wieder aufgreift: gewinnen und verlieren. So ausgeleiert es auch klingen mag, aber ich war bei meinen Sessions oft genug davor das Pad in die Ecke zu pfeffern. Besonders frustrierend kann die oben beschriebene Situation sein: ich setzte mich an eine Aufgabe, beiß mich ne Zeit lang dran fest, blick danach auf die Uhr, nur um festellen zu müssen, dass ich zwei bis drei Stunden umsonst gezockt habe... ich bin in der Rangliste nicht nach oben gekommen.

Das Gute daran? Amped 2 ist nicht unfair, alles ist schaffbar, alles an diesem verteufelten Biest motiviert. Und meistert man mal ne wirklich knifflige Aufgabe, fühlt man sich nachher wie Gott in Frankreich. Ja, ich kann behaupten, dass man in meinem Zimmer dieses Jahr keine lauteren Jubel- und Frustschreie hörte. Bei all der realistischen, staubigen und unauffälligen Komponenten die man in Amped 2 findet, ist es dieses Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzip, das dieses Spiel so wertvoll macht. "The Small Ridge between Rage and Joy", eben...

Zur Optik sei gesagt: sie ist realistisch, sie ist bieder. Eigentlich sogar langweilig. Dabei sind die Strecken sehr authentisch gestaltet, die Boarder wundervoll modelliert und animiert. Leider fehlt es an Gimmicks. Weder Lawinen, noch Schneestürme oder andere gescriptete Ereignisse bringen Leben auf die Strecken. Ist realistisch, aber im Vergleich zur Konkurrenz von Nintendo und EA viel zu unspektakulär. Aber nochmal: in Sachen Snowboardsims setzt die Grafikengine erneut Maßstäbe. Die Weitsicht ist sehr gut, die Texturen leisten sich keine erwähnenswerten Ausrutscher und -ganz wichtig- die Framerate ist konstant hoch.

Einfach nur unmotiviert ist dagegen die Soundkulisse. Sprachsamples? Öde. Soundeffekte? Zweckmäßig. Soundtrack? Sehr umfangreich, aber SSX 3 hat hier einfach Maßstäbe gesetzt. Es reicht nicht mehr einfach 315 Songs -zugegebenermaßen abwechslungsreiche- Songs auf die Disc zu pressen. Mit dabei sind dutzende Bands aus den Bereichen Emo, Hardcore, Rock, Ska, Hip-Hop und Electronic. Mir persönlich sagten nur die Emo- und HC-Truppen was, hiervon recht nett Taking Back Sunday, Time Spent Driving oder Glasseater. Ansonsten etwas bekannter: The Ziggens (Ska), MyG (Hip-Hop) oder Girls against Boys (Rock). Qualitativ liegt der Score unter dem Niveau des ersten Teils, den meisten Tracks fehlt es an Pepp. Die Rettung? Rip-Feature, zum einbinden von eigenen Tracks. Jau, für mich immer noch ein absolutes Highlight.

Weniger ansprechend sind in Trendsportspielen dagegen Multiplayer-Modi. Zum Teil trifft dies auch auf den von Amped 2 zu. Durch einige Konfigurationen (Wer macht mehr Punkte? Wer den besseren Trick? Wer zeigt an bestimmten Stellen den waghalsigeren Trick?) stimmt immerhin die Abwechslung, da man allerdings nur zu zweit ran darf, hat sich das Ganze schnell ausgereizt. Ich bleib dabei: Spiele aus diesem Genre sind nicht unbedingt für ein Splitscreen-Massaker geeignet. Ausnahmen wie SSX bestätigen die Regel. Wen´s tröstet: LAN wird unterstützt.

Zum Abschluss sei noch gesagt...

...ein Träumer der denkt, dass ein armer Azubi sowas testen kann.

Ergänzung vom 15.03.2005, 13:11:
Änderung beim Update: 77% waren zu wenig, also auf 81% hochgerechnet. Das Teil motiviert einfach wie Sau! Der Rest blieb beim Alten.

Review-Score 5000

Review bewerten

		Russell am 18.12.2003 21:32 Der Text ist sehr lang, aber gut zu lesen! Alles drin, alles dran! Klares "++"
		Dok am 07.12.2003 14:23 Sehr gutes Review. Es deckt sich mit meinen Erfahrungen vom Spiel.
		Eccoman am 05.12.2003 13:05 Dann wollen wir mal nicht die Mentalität der anderen unterstützen und dieses Review berechtigterweise mit einem "++" belohnen! PS: Ganz so kurz ist der Text nicht ausgefallen; manche Leute würden dafür ein Plus geben :P (Sorry, bei SOWAS bin ich nachtragend!)
		Yeboah17 am 04.12.2003 16:00 Lass ich so durchgehen, da alles drin ist, wenn auch nicht sonderlich schwungvoll geschrieben. Ist ja eh nur ein Snowboardspiel...
		Dellay am 03.12.2003 17:36 Eine wirklich schöne Review. Mit sehr viel liebe zum Detail! Liest sich gut nur hin und wieder stockt es bei den Frage/ Antwort Abschnitten! Ich habe A2 mal gezockt und würde mir wünschen es gäbe auch ein BMX Game dieser realistischen Art. Der Schweregrad ist sehr gut rübergebracht und sinnvoll dargestellt. Trotzdem etwas niedriege Wertung für Inovatin Pur! ++