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Gamecube

Gladius

Details zu Gladius

Review bewerten!

Review von Eccoman

::: Fazit :::

Irgendwie will Gladius nicht so recht die Kurve kriegen: An sich gefällt die gelungene Kombination von Gladiatorenkämpfen und Strategie und auch die sehr verständlichen Hilfen während des Spielens sind ein deutlicher Pluspunkt, aber auf Dauer wird das Geschehen zu langweilig und ermüdend, was vor allem an den unglaublich zahlreichen und nicht gerade kurzen Ladezeiten liegt. Des Weiteren sind ältere Genrevertreter wie FFT oder Vandal Hearts insgesamt deutlich komplexer, was Hardcore-Strategie-Fetischisten schon mal abschrecken dürfte. Abgerundet wird das Ganze durch eine unspektakuläre Technik, die die Ladezeiten NOCH unerklärlicher macht. Fans und an rundenbasierenden Strategiespielen interessierte Neulinge sollten dennoch einen Blick riskieren, nicht zuletzt wegen der mangelnden Konkurrenz auf dem Game Cube - mehr als durchschnittlich ist dieses Spiel aber in meinen Augen nicht!

::: Positiv :::

		großer Umfang
		für Strategie-Neulinge brauchbar, weil..
		...alle neuen Manöver gut erklärt werden
		recht abwechslungsreiches Rekruten-
		Spektrum

::: Negativ :::

		wird schnell langweilig, weil es an...
		... Abwechslung und Komplexität mangelt
		die Ladezeiten sind LETHAL!
		technisch unspektakulär

::: Rating :::

Wertung:

58%

Erstveröffentlichung am 08.12.2003 20:55, Update am 10.12.2003 21:01. Dieser Review wurde 267x gelesen.

Wenn man den Titel "Gladius" zum ersten Mal hört, bringt man ihn zunächst mit blutigen Gladiatorenkämpfen in bester Hack & Slay-Manier in Zusammenhang. Ganz falsch liegt man damit nicht, aber anstatt Gemetzel wird die Spielesammlung bei diesem Spiel um ein Strategical mit rundenbasierenden Kämpfen bereichert!

Zu Beginn des Spiels entscheidet man sich zunächst einmal für eine Hauptfigur (Mann = mittlere Schwierigkeit, Frau = leichte Schwierigkeit). Das Besondere ist, abgesehen davon, dass es die eine Figur leichter als die andere hat, dass man auf diese Weise zwei verschiedene Story-Pfade beschreitet. Bei der werten Dame, die den unglaublich römischen Namen Ursula trägt, erfährt man zunehmend mehr über ihre Vergangenheit und die Beziehung zu ihrem Bruder, der sie auf ihrem Weg durch das Spiel beschreitet. Knackpunkt des Spiels sind - trotz oder gerade wegen der strategischen 'Komponente' - die Gladiatorenkämpfe. De facto muss man mit seiner immer größer werdenden Truppe möglichst viele dieser Kämpfe gewinnen.

Ganz offensichtlich standen Spiele wie Final Fantasy Tactics oder auch Vandal Hearts (beide PS-One) als Grundlage für das Spiel Pate, denn das komplette Kampfsystem wird bei Kennern der beiden genannten Titel heftigste De-ja-vus hervorrufen: Die Reihenfolge der angreifenden Figuren richtet sich nach dem jeweiligen Geschwindigkeitswert der einzelnen Kampfteilnehmer. Das Spielgeschehen wird streng genommen aus der Vogelansicht a la Zelda dargestellt; mit Hilfe des C-Sticks kann man zudem die Kamera drehen. Wirkliche Befriedigung bringen aber alle Blickwinkel nicht: Immer sieht man nur einige der Figuren (vor allem in größeren Arenen). Um einen Kontrahenten attackieren zu können, muss man sich ihm "kästchenweise" nähern und kann dann das Schwert, die Axt oder Special Skills sprechen lassen. Bei jeder Attacke kommt zudem eine Portion Geschicklichkeit dazu: Schon normale Attacken wollen mit korrektem Timing (Druck auf A) ausgeführt werden, da ein Treffer so normal, schwach oder hart wird - wahlweise lässt sich diese Komponente aber auch im Optionsmenü abschalten. Die Gegner verhalten sich beim Kämpfen eigentlich angemessen: Meist versuchen sie, euch das Leben schwer zu machen. Gewonnene Kämpfe bringen stets Belohnungen in Form von Geld, Items und Erfahrungspunkten. Ab einer gewissen Summe an Exp. Pts. erhalten die Chars schließlich ein "Level Up", das RPG-typisch die diversen Werte (HP, Angriffskraft, Abwehrkraft, Geschwindigkeit usw.) erhöht. Zusätzlich bekommt man noch Bonuspunkte. In einem speziellen Menü kann man diese dann Charakter-spezifisch in neue Fähigkeiten wie z. B. eine Verwandlung in einen Bären oder dem Ausführen einer besonders starken Kombinationsattacke investieren. So mutieren die Helden im Laufe der Zeit zu wahren Kampfmaschinen, jedoch sind dafür auch viele Kämpfe erforderlich...

... und da wäre ein immer gleich bleibender Ablauf fatal - und dem beugten die Entwickler insofern vor, dass die Ziele der einzelnen Gefechte dezent variieren: Mal gilt es, mehr Holzkisten als die gegnerischen Teams zu zerstören, mal muss man den Widersachern mehr Schaden zufügen, als sie euch zufügen und ein anderes Mal wird eine klassische "King of the Hill"-Runde ausgetragen, bei der ein bestimmter Hügel (Kistenstapel) möglichst lange von einem eigenen Teammitglied besetzt werden sollte. Und je weiter man im Spiel vordringt, desto mehr Chars kann man rekrutieren bzw. in sein Team aufnehmen. Das Repertoire reicht hierbei von Menschen, über Tiere (Wolf, Bär) bis hin zu Monstern, wobei natürlich alle jeweils andere Angriffsvarianten und Special Attacks besitzen bzw. erlernen, so können Bären z. B. schlagen und beißen - der eigentliche Unterschied dieser Attacken beschränkt sich aber nur auf differenzierende Angriffsstärke. Auch das verhilft dem Spiel zu einem kleinen Aufschwung im Bereich Abwechslung. Manche Kämpfe können schließlich nur bestimmte Figuren besuchen. Zwischendurch bekommt man Gott sei Dank immer wieder neue Spielinhalte via sehr hilfreicher Tutorials erklärt, die vor allem Anfängern extrem behilflich sein werden (sie sind aber auch überspringbar) und nebenbei wird zudem die Story in Spielgrafik weiter erzählt: Meist stehen die wichtigen Figuren herum und reden - bei der PAL-Version für den Cube geschieht dies ausschließlich in deutschen Texten und Sprachausgabe.

Obwohl sich das Spiel um Abwechslung bemüht, macht sich doch recht schnell Langeweile breit: Immer wieder muss man für erbärmlich wenige Exp. Pts. Kämpfe austragen, um bestimmte Ligen und Turniere zu bewältigen. Hinzu kommt die allgemein einschläfernde Spielgeschwindigkeit: Die einzelnen Züge von Freund und Feind ziehen sich einfach zu sehr in die Länge. Während der Kämpfe kann man übrigens nicht speichern! Unglücklicherweise ist das Spiel trotz der Taktik nicht so komplex wie z. B. FFT: Für jede Figur gibt es nur wenige Moves und meistens genügt bloßes Auf-die-Gegner-Einprügeln - hohe Levels vorausgesetzt, denn Level Ups sind jeweils das A und O, die Entscheidung zwischen Sieg und Niederlage: Wenn ein Char ein höheres Level als ein Gegner hat, genügen normale Attacken, um den Gegner zu Tiermehl zu verarbeiten. Was mich allerdings am meisten an Gladius gestört hat, und was einer Schlaftabletten-Packung nicht unähnlich ist, sind die ätzenden, immer wieder auftauchenden Ladezeiten! Man bewandert z. B. die Oberwelt (hier kann man richtig laufen...) und stößt auf eine Stadt. Mit A wird diese betreten: Ladezeit. Jetzt hat man die Auswahl zwischen Kampfbereich, Shopping Centre oder "Schule" (Charakterverwaltung/Statusmenü). Es ist egal, welche Auswahl man trifft; auf diese kurzzeitigen Unterbrechungen des Spielflusses muss man eigentlich zu keiner Zeit verzichten.
Wenn man mal eine Ladezeit in Kauf nehmen muss: "OK!", aber DAS geht zu weit! So viel Elan kann man gar nicht mitbringen, dafür ist der Erlös des Spieles zu mittelprächtig. Dass es auch besser geht, zeigt z. B. mein Favorite Metroid Prime: Hier lädt das Spiel kurz zwischen den Räumen, und das kaum spürbar und während der Fahrstuhlfahrten. Und das bei vergleichsweise viel besserer Präsentation!

Denn in Sachen technischer Darbietung ist Gladius weit von einer Eins-Live-Krone entfernt! Die Optik ist durchweg zweckmäßig, jedoch auch nicht unbedingt hässlich. Die Arenen sehen für 128-Bit-Verhältnisse recht schlicht aus, aber das Design der Figuren und die Qualität der Animationen sind OK. Die Locations der Arenen ist auch okay: Vom Wäldchen bis hin zur alt-römischen Arena sind alle relevanten Ortschaften dabei. Special Effects sucht man dagegen ebenso vergebens wie Ruckeleinlagen: Das Spiel läuft konstant (langsam) - das wäre bei DEN Ladezeiten auch ein Witz!
Musikalisch sieht es ähnlich aus: Es gibt recht ruhige und daher entspannende, aber wenige verschiedene Melodien. Hinzu kommen immer wieder (deutsche) Sprachsamples bei den Kämpfen und die Gespräche bzw. die Erzählung bei der Vorgeschichte und den Zwischensequenzen. Während die Erzählerstimme noch recht stimmig ist, wirken die Dialoge teilweise sehr aufgesetzt. Von Lippensynchronität kann man zudem gar nicht sprechen: Wer schon einmal Mr. Ed gesehen hat, weiß, was ihn erwartet.

Doch bevor noch Befürchtungen eines < 40%-Spieles erschaffen werden: Gladius ist kein vollständiger Bockmist! Das Gebotene kommt zwar zähflüssig und ohne großartige Überraschungen daher, wird aber Genre-Fans mit nicht zu hohen Erwartungen vollends befriedigen! Wer es versteht, Gegner von einer höher gelegenen Stelle oder von hinten anzugreifen und sich zudem noch gerne mit dem Ausrüsten und Aufleveln von recht unterschiedlichen Figuren beschäftigt, wird ebenso auf seine Kosten kommen, wie all die, die gerne in umfangreichen Statistiken (ausgetragene Kämpfe, Anzahl schwerer Treffer, Gegnergalerie usw.) herumwühlen. Des Weiteren ist Gladius in einer anderen Disziplin unschlagbar: Es ist riesig! Man wird dutzende Stunden kämpfen, kaufen und ausrüsten, bevor die Reise beendet ist! Leider ist die Paarung von aufkommender Langeweile und Monsterumfang insgesamt nicht gerade ein Garant für Glückseligkeit, aber wie gesagt: Fans werden gut bedient, auch wenn insgesamt eine FF Tactics-Klasse auf Grund fehlender Abwechslung und Komplexität zielsicher verfehlt wird.
Übrigens: Wer sich auf Blut und Co. freut, den muss ich enttäuschen! Die PAL-Version wurde sehr beschnitten - statt Blut fliegen komische Funken durch die Gegend.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass es auch einen Mehrspielermodus gibt. Bis zu 3 Freunde können sich ins Spiel einklinken und übernehmen dann die Kontrolle festgelegter Figuren während der Kämpfe - Einfluss auf die Wertung hat dieser Faktor aber nicht, weil ich finde, dass Strategiespiele alleine einfach mehr Spaß machen. Schlecht ist diese Option wiederum auch nicht.

Anm.: So, ich habe jetzt noch ein bisschen am Text gefeilt und halbwegs brauchbare Bilder zusammengeschnippelt; ansonsten erspare ich mir hierzu jeden Kommentar! Auflösung 1024*768.

In Kooperation mit Videospiele.com

Review-Score 3152

Review bewerten

		gamerin am 11.12.2003 16:16 Sehr guter Text, aber sehr kritisch. Die Bilder sind nicht besonders gut, aber besser als gar keine.
		AuLbAtH am 11.12.2003 11:00 Hast mich vor einem Fehlkauf bewahrt, daher "++"
		Yeboah17 am 09.12.2003 22:54 Text gut, +/- Kasten etwas irritierend, Fazit okay, leider keine Bilder - da hättest du vielleicht einfach noch mit der VÖ warten sollen. Solides +
		jetsetradio am 09.12.2003 18:04 Der Text gefällt mir, sehr amüsant zu lesen, sehr kritisch. Allerdings will ich keinen ganzen Absatz zu den Ladezeiten lesen, diese Schreibezeit hättest du für die Engine benutzen können. Eigentlich gut, weil Bilder fehlen allerdings geht so. Klingt dumm, find´s aber scheiße wenn man sich so auf die wunderbare Editierfunktin verlässt. Weiter so... textlich, versteht sich!
		Russell am 08.12.2003 21:55 A horse is a horse, of course, of course! (Mr. Ed Theme) Der Text ist sehr witzig, aber oberflächlig, sogar zu oberflächlig für meinen Geschmack! Die Witze lockern den Text wunderbar auf! Die meisten Sachen wurden nur grob angekratzt. Aber was will man auch über so ein Spiel schreiben. Ein knappes "+". Mehr ist da nicht drin.