GameJudge - Das Videospiele-Portal

Software

Hardware

Bücher

Soundtracks

::: Menü :::

Home

::: Suche :::

Erweiterte Suche

Playstation 2

I-Ninja

Details zu I-Ninja

Review bewerten!

Top-Review

Review von jetsetradio

::: Fazit :::

I-Ninja ist eine aberwitzige Lo-Fi-Oldschool-Ninja-Action-Hüpf-Fusion, mit nettem Humor, abwechslungsreichem Gameplay, durchdachtem Leveldesign, einer großen Bandbreite an eigenen und geklauten Ideen, geschmeidigen Animationen, einem beizeiten sehr coolem Soundtrack, einer sympathisch-unsichtbaren Präsentation und einer Referenzspielbarkeit.

Leider verschenkt man durch den sichtlich gestreckten Umfang, den zum Ende hin übertrieben vielen Kämpfen und dem teils ziemlich unmotiviertem Level- und Missionsdesign, sehr viel. Denn mit mehr Feinschliff hätte I-Ninja locker den Sprung in die Spitzen- oder gar in die Referenzklasse geschafft. Trotzdem: erfrischend, rasant, wunderbar altmodern und fernab jeglicher Konventionen. Was Starsky & Hutch letztes Jahr war, dürfte I-Ninja dieses Jahr sein: mein Sleeperhit des Jahres. Kaufen, sofort!

::: Positiv :::

		frischer, oldschooliger Genremix
		hervorragende Spielbarkeit / Steuerung
		coole Animationen, eigenwilliger Humor
		ordentlicher bis sehr guter Soundtrack
		abwechslungs- und ideenreiches Design...

::: Negativ :::

		...das zum Ende hin abbaut
		ab und zu übertrieben viele Kämpfe
		schlechte Synchronsprecher

::: Rating :::

Wertung:

74%

Veröffentlicht am 29.02.2004 15:02, dieser Review wurde 375x gelesen.

Es gibt Spiele von denen man vorm Release kaum was hört. Die Presse berichtet nicht, der Entwickler tüftelt im Geheimen, der Publisher denkt nicht an Werbung... und zack, da sind sie - mitten in den Händlerregalen. I-Ninja gehört zu dieser Sorte. Wenn zudem noch Ungereimtheiten bezüglich des Releases hinzukommen, übersieht man ein solches Kleinöd schon mal gerne. Doch horchet her! Die Mutter hört auf den Namen Argonaut und brachte schon quitschfidele Gestalten wie Star Fox (SNES), Croc (PSX) oder Red Dog (DC) zur Welt.

Für mich stellt sich jetzt nur eine Frage: wie zur Hölle soll ich ein I-Ninja-Review ohne Vergleiche zu anderen Spielen schreiben? Glaubt´s mir: das ist unmöglich. Wer´s schafft, legt´s entweder drauf an oder kennt Videospiele nur vom Hörensagen. I-Ninja ist nämlich ne große, ne riiiiesengroße Melange aus den verschiedensten Genres. Das Meiste hat man irgendwo schon gesehen, der Rest ist komplett neu und -man wird´s kaum glauben- innovativ.

Grundsätzlich läuft´s so ab: man betritt eine Oberwelt, kommt durch Türen in die eigentlichen Levels und trifft am Ende auf einen Bossgegner, sofern man genügend Abzeichen besitzt. Doch dazu später mehr. I-Ninja ist also der Inbegriff eines klassischen Hüpfers: unkompliziert, straight forward, actiongeladen, bunt, witzig und... actiongeladen, ja.

Wie soll ich nun die unglaubliche Missionsvielfalt von I-Ninja beschreiben? Stellt euch am besten Donkey Kong Country in 3D gespickt mit zig Minispielen, Genre-Lightversionen und Schwertkämpfen vor. I-Ninja ist ungefähr das was ich mir von einem Donkey Kong 64 eigentlich erhofft hätte. Das Grundgerüst bildet zum einen der Jump´n´Run-Part, der sich -wer hätte es gedacht- ebenfalls an bekannte Größen orientiert. Die Steuerung erinnert in ihrer Sensibilität am ehesten an Sonic Adventure, rasante Achterbahn- und Grindpassagen unterstreichen diese Nähe zum blauen Igel. Daneben stand auch wieder mal der gute Rayman Pate. Im Übrigen find ich´s sehr schön zu sehen, dass sich immer mehr Jump´n´Runs am ständig unterschätzten Ubi-Soft-Helden orientieren. Neben den stocklinearen, actiongeladenen Hüpfereien, rufen auch das "Ringeschwingen" und das "Raketen lenken" nette Deja Vus hervor. Leider sind wir mit den Vergleichen noch laaange nicht durch. Im Genre eigentlich meist nur der Vollständigkeit halber dabei, sind Kämpfe. In I-Ninja machen sie -besonders anfangs- sogar richtig viel Spaß. Die Kamfpengine ist irgendwo zwischen einem Slasher a la Onimusha und einem "Prince of Persia light" anzusiedeln. Mag heißen, dass die Katanas heftigst aufeinanderprallen und das wiederum wahnsinnig rasant. Ninja hat neben einem vertikalen Hieb auch eine horizontale Wirbelattacke parat. Einige Robos können durch pures Buttonmashing bezwungen werden, andere blocken mal dezent, mal hartnäckiger. Passiert dies, probiert man´s entweder mit einer anderen Attacke, einem Luftsprung oder einem kurzen "Abstand nehmen". Für ungeduldige Naturen hat Ninja auch noch eine etwas kräftigere Attacke parat, mit der man die süßen Robos locker entwzeien kann - und das hilft immer weiter. Combos werden mehr oder minder automatisch ausgeführt, also mit dreifachem Drücken auf eine Taste. Insgesamt sind die Kämpfe -trotz der Kritik- witziger als in den meisten Hüpfern und nicht nur Beiwerk, über die Vorkommnis dieser lässt sich allerdings streiten. An einigen Stellen hat es Argonaut wirklich etwas übertrieben, was nervt, da man auf der Suche nach einer Herausforderung nur enttäuscht werden kann.

Seid ihr noch alle da? Beim 36. Vergleich könnt ihr ruhig wegklicken, da bin ich euch wirklich nicht böse... versprochen. Denn alles bisher war -wie zig mal erwähnt- nur das Grundgerüst. Obendrein wartet I-Ninja noch mit vielen vielen Minispielen auf. Das Besondere an diesen ist, dass man sie nicht nur halbgar umsetzte, sondern die jeweilige Referenz auch richtig erreichte. Nehmen wir z.b. die Abschnitte in denen Ninja auf eine Kugel genagelt wird. Super Monkey Ball / Marble Madness like rollt man über schmale Stege und bewegende Plattformen, weicht dabei allerlei Hindernissen aus oder purzelt über Rampen. Sowohl die Steuerung als auch die Physik dieser Kugel ist hervorragend gelungen - da wäre ein separates Spiel -basierend auf diesen Zutaten- durchaus denkbar.

I-Ninja und die Kämpfe - dat is so ne Geschichte. Wie oben schon mal erwähnt, sind die normalen Kämpfe keine große Herausforderung. Nun bietet I-Ninja allerdings auch sehr interessante und in dieser Form noch nicht da gewesen Zwischengegnerkämpfe. In diesen schwebt man mit einem dicken, fetten Ninja im luftleeren Raum und probiert diesen mit Dash- und Strike-Attacken zu verkloppen. Man sollte allerdings auch immer wieder ausweichen, da der Gegner auch seine zwei bis drei wirkungsvollen Attacken auf Lager hat. Diese Luftkämpfe haben also einen Hauch von Taktik und sind eigentlich um einiges fordernder als die Robo-Massenschlachten. Eigentlich... denn dank der Wurfsternattacke (lässt sich ab einem gewissen Wutgrad ausführen) sind diese Kämpfe recht schnell gewonnen. Dem Konkurrenten werden dadurch nämlich gute 60-80% der Energie abgezogen. Wie auch immer, die Luftkämpfe kommen sowieso eher selten vor, sind dann aber ne willkommene Abwechslung.

Was bietet I-Ninja sonst noch so? Mal knallt ihr Kampfschiffe mit einer stationären MG ab, rollt auf einem Pulverfass gegen die Zeit, absolviert einen von Super Punch Out inspirierten Boxkampf oder steigt im Rahmen eines Bossfights in einen riesigen Mech. Andere Obermotze müssen entweder in einem Minispiel oder ganz klassisch zu Fuß bezwungen werden... alles recht einfach, kurz und schlicht inszeniert. Besonders in den ersten paar Spielstunden wird man vom Abwechslungsreichtum fast erschlagen. Das Geniale an den ganzen Elementen? Es gibt einfach keinen Ausfall, alles spielt sich frisch, rasant und unterhaltsam. Bei Argonaut hatte man dann aber entweder keine Lust oder keine Ideen oder womöglich auch keine Zeit mehr, denn im letzten Drittel wiederholt sich ziemlich viel. Besonders vom allerletzten Setting war ich schwer enttäuscht, da es spielerisch das mit Abstand langweiligste darstellte. Gerade kurz vor Schluss erwartet man doch, dass der Entwickler noch mal ein richtiges Feuerwerk abbrennt, oder etwa nicht?!

Mein zweiter Kritikpunkt der in die Kerbe "Entwickler hatte keine Lust mehr" schlägt, ist der Umfang. Nachdem man bei Argonaut wohl fertig war, merkte man, dass I-Ninja ja viel zu schnell durch ist. Also kam man auf die Idee den Spieler die Level einfach nochmal absolvieren zu lassen... diesmal unter bestimmten Bedingungen. Einige dieser Challenges MÜSSEN sogar abgeschlossen werden, da es im Spiel nur 17 richtige Level gibt und man mindestens 38 der 63 Abzeichen (pro bestandenem Level gibt´s eins) ergattern muss um dem finalen Obermotz gegenübertreten zu dürfen. Das klingt jetzt viel dramatischer als es ist, denn das Gute daran ist, dass diese Challenges teils sehr spaßig sind. Entweder geht´s darum eine gewisse Anzahl von Gegnern zu eliminieren (einfach), den Level innerhalb eines Zeitlimits abzuschließen (fordernder und sehr motivierend) oder SMS like 10 rote Münzen zu finden (kann sehr frustig werden). Die Level sind aber alle so designt, dass es Spaß macht sie auch öfter durchzuspielen, genau so wie es bei linearen Jump´n´Runs eben sein sollte. Dank dieser Challenges und dem ein oder anderen knackigen Abschnitt ist man dann doch passable 12-15 Stunden am Werk. Will man alles lösen, kann man noch einiges draufschlagen.

Was mir neben dem hervorragend funktionierenden Gameplay-Mix am meisten imponiert hat, ist die unglaublich gute Spielbarkeit von I-Ninja. Vorab mal: die Kamera ist gut und stört nur an ganz wenigen Hi-Speed-Abschnitten, da muss man dann auch mal selbst nachjustieren. Größtenteils kann man sich diese Arbeit allerdings sparen. Die Steuerung ist im Genre absolute Referenz und als perfekt zu bezeichnen, das Ganze spielt sich einfach herrlich intuitiv und sehr flüssig. Ninja springt von Wand zu Wand, hangelt sich an Seilen entlang, läuft durch Achterbahnkonstruktionen oder holt in einer Halfpipe Schwung - die Level sind so wie ich es mir wünsche: geradlinig, actionreich und sehr durchdacht designt, verschiedenste Oldschool-Elemente wie bewegende oder rotierende Plattformen werden aufgegriffen... für Fans beizeiten ein Fest.

"Hat das Teil eigentlich auch ne Geschichte?", werdet ihr euch in den letzten Minuten vielleicht mal gefragt haben. Ja, es hat ne Geschichte. Nur ist diese dermaßen sinnlos und stupide, dass sie schon wieder gut ist. Der eigentliche Punkt ist der, dass I-Ninja eigentlich eine einzige Parodie ist... von vorne bis hinten. Mit ihrer Gleichgültigkeit nimmt die Story das gesamte Jump´n´Run-Genre auf die Schippe: Sensei wird von G-Ruch inhaftiert - Ninja will Sensei befreien - Ninja unterschätzt die Kraft eines Wutsteins - Ninja killt Sensei - Ninja will Sensei mit der Hilfe dessen Geistes rächen und G-Ruch ins Nimmerland schicken. Verstanden? Für die Tatsache, dass I-Ninja gar keine Story hat, ist sie doch sehr kompliziert. Wie auch immer, I-Ninja ist pures Gameplay, quote the Ninja nevermore.

Das Spiel selbst -samt Stil und Thematik- ist dann eine Parodie auf klassische Ninja-Streifen. Der Hauptcharakter sieht aus wie eine Kreuzung aus Bomberman und Shinobi, mit dem Kampfgesicht von Ryu aus Street Fighter. Die Robos sind einfach nur witzig, besonders in die mit den Raketen hab ich mich verliebt. Wenn diese in Angst davon laufen und Ninja mit Blindfire attackieren, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dann, der Sensei: eine pseudo-philosophische Labertasche, die ständig neue Sprichwörter kreiert, die aber so irgendwie keinen Sinn ergeben. Auch die Animationen (ob ein gekillter Robo, der stilecht unter grünem Blut in zwei Hälften fällt oder Ninja mit seinen geschmeidigen Bewegungen) sind durch die Bank witzig. Der Humor ist unterschwellig und recht eigenwillig... nix Fäkalhumor, nix dusselige Sprüche, NEIN, die Situationskomik regiert hier. Na, ihr wisst schon: die bei der die lustigen Leute im Hintergrund ständig kichern.

Wenn ich jetzt auf die Grafik zu sprechen komme, will ich überhaupt nicht meckern. Ja, die Texturen sind alles andere als detailliert und normalerweise würd ich hier was wie "zwischen N64-Matsch und DC-Launch" schreiben, aber who cares? Der Lo-Fi-Grafikstil passt einfach zur schlichten Präsentation und dem oldschooligen Gameplay. Und was zählt ist, dass die Grafik erstens bunt und zweitens flüssig ist. Zumeist sind die Level im recht kühlen Techno-Style gehalten, durch Dschungel-, Wald-, Strand- oder Gruftenabschnitte kommt allerdings nie Langeweile auf.

Viel verschenkt hat Argonaut hingegen bei der Synchro... diese ist -wenn überhaupt- purer Durchschnitt. Manche Sprecher sind recht passend, manche eher nicht, andere wieder total unmotiviert am Werk. Mehr kann ich dazu nicht sagen, absolut 08/15 und so witzig wie ein Besuch beim Zahnarzt. Da die Soundeffekte nett aber nicht überragend sind, hatte ich die gesamte Klangkulisse somit recht schnell verurteilt gehabt. Denn ich muss gestehen, dass ich mit dem kühlen, elektronischen Soundtrack -irgendwo zwischen Drum´n´Bass, Techno und Trance- wenig anfangen konnte. Sowas gehört doch in einen Sci-Fi-Racer, doch nicht in ein Jump´n´Run! Zugegeben sind einige Stücke allerdings sehr cool, besonders wenn der Score mal gewohnte Pfade verlässt und verzerrte Stimmen, E-Gitarren, Ambient-Teppiche oder bizarre Beats erklingen ist der Soundtrack richtig gut. Grad wenn ich mit Qualen an üblen Düdelbrei Marke Billy Hatcher denke, behalte ich den Score von I-Ninja als positiv im Gedächtniss... sogar sehr positiv, wie das gesamte Spiel eben.

Er rollt, er poset, er surft, er styled und profiled.

Review-Score 5000

Review bewerten

		Hayate am 11.03.2004 16:30 Ist wie immer schön zu lesen und beantwortet alle wesentlichen Fragen. Hab die Demo gezockt und war vom Grafikstil so gelangweilt, dass ich sie nicht einmal zu Ende gespielt habe. Das Spiel ist Dreck. :P
		GameGod am 09.03.2004 22:43 Habe sie mir jetzt durchgelesen und muss sagen: sehr gut. Meiner Meinung nach wurde das Spiel in der Presse auch nicht mit der nötigen "Informationsflut" geehrt, obwohl ich mir immer wieder erhoffe, Geheimtipps vor die Nase zu bekommen. Hat mir sehr gut gefallen und der letzte Satz kommt in den Jahresrückblick ;)
		Eccoman am 01.03.2004 19:40 Jap, klingt wirklich SEHR interessant das Spiel! Die Wertung passt exzellent zum Text (schade, hätte gerne eine 80er oder 90er Wertung gesehen :-/), alles ist stimmig. Der Joke zum Ende "... er styled, er profiled..." - astrein! :) Glattes sehr gut - und jetzt arbeite nicht mehr so viel! Nimm dir n paar Gelbe und schreibe Reviews... ja! ;)
		mopan am 01.03.2004 04:25 Was soll ich noch groß sagen. jsr ist der Star
		adamma666 am 01.03.2004 01:27 jsr as usual. toller text, mal wieder sehr kritisch und gewohnt gut geschrieben. das spielablauf wird sehr anschaulich rübergebracht, eine bessere informationsquelle zu diesem titel habe ich bislang noch nicht gesehen.